Liebe Dixie,

ich bin so glücklich gewesen, dass Du bei mir eingezogen bist. Fast drei Jahre haben wir zusammen gewohnt und ich habe es nicht einen einzigen Tag bereut. Aber gekannt haben wir beide uns schon seit 1995, was aber intensiver wurde, als ich zwei Jahre später angefangen habe, in der Wohngruppe zu arbeiten in der Du wohntest.

Trotz Deines Alters warst Du noch sehr agil, wenn ich bedenke, wie schnell und ohne Vorwarnung Du z. B. auf die Regale, den Schreibtisch, den Sessel usw. gesprungen bist. Du warst immer sehr neugierig und so manches Mal musste ich Dich erst einmal suchen - dabei warst Du sehr phantasievoll. Als ich in den Urlaub gefahren bin, musste ich für meine Mutter und meinen Bruder, die in dieser Zeit auf Dich aufgepasst haben, erst einmal von jeden Zimmer die möglichen Verstecke aufschreiben.
Ich vermisse die Abende, wenn wir beide es uns auf dem Sofa bequem gemacht hatten und Du schnurrend in meiner Armbeuge gelegen hast.

So manches Mal warst Du aber auch sehr vorwitzig und hast auf Besonderheiten bestanden - wie eine ältere Dame eben: z. B. morgens um halb sechs in mein Bett springen und mir mit der Pfote durch das Gesicht fahren, damit ich Dir Futter gebe. Habe ich mich weiter schlafend gestellt, hast Du das ein paar Mal wiederholt, selbst wenn ich mich umgedreht habe. Dann bist Du einfach auf die andere Seite gegangen und hast weitergemacht. Nützte auch das nichts, holtest Du Deinen Trumpf aus dem Ärmel: Ganz dicht an mein Ohr schnurren, so dass ich Deine Schurrhaare schon spüren konnte und ich Dich beim besten Willen nicht mehr ignorieren konnte. Dann hattest Du Dein Ziel erreicht. Auch wenn ich jedesmal noch totmüde war, konnte ich Dir nicht böse sein. Das warst eben Du!

Oder die Eigenart von Dir, auf meine Schultern zu springen und Dich von mir durch die Wohnung tragen zu lassen. Einfach originell.

Du hattest einen starkes Lebenswillen. Ich denke daran zurück, als Dir die Tierärztin vor etwa 5 Jahren nach einer Vergiftung lediglich 10 Prozent Überlebenschance gab. Aber Du hattest es geschafft! Du hast in Deinem Leben vieles erlebt und leider auch mitmachen müssen. Bei mir konntest Du Dich zurückziehen, die Ruhe genießen und Dich verwöhnen lassen, was ich seeeehr gerne getan habe.

Leider ging es dann doch sehr schnell. Eine Woche zuvor war ich mit Dir noch bei der Tierärztin, um Deine Krallen schneiden zu lassen. Wir haben noch herumgeflaxt, dass Du auf jeden Fall mindestens 20 Jahre alt werden wirst und die Tierärztin meinte, dass Du das auch schaffen wirst, weil mit Dir ja alles in Ordnung ist. Wenige Tage später war ich wieder dort, weil Du plötzlich ganz schwach warst und Du kaum bis gar nichts mehr gefressen hast. Es stellte sich heraus, dass Du dehydriert warst, obwohl Du nach wie vor getrunken hattest. Du hattest eine Infusion bekommen und danach ging es Dir wieder etwas besser. Am nächsten Tag hattest Du sogar wieder etwas gefressen.
Trotzdem hatte ich mich gar nicht getraut, mir große Hoffnungen zu machen, denn irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass Du Dich diemal nicht mehr erholen wirst. Du wurdest immer schwächer und konntest zum Schluss nicht mal mehr Dein Köpfchen heben. Ich hatte Dich die meiste Zeit auf meinem Bauch liegen und streichelte Dich. Dann ging es auch alles ganz schnell. Ich habe gespürt, dass es jetzt soweit ist und Dir gesagt, dass ich Dich zwar schrecklich vermissen werde, aber dass es in Ordnung ist, wenn Du jetzt gehen möchtest, denn ich hätte es nicht ertragen, Dich länger leiden zu sehen. Während ich Dich gestreichelt habe, bist Du zu Hause über die Regenbogenbrücke gegangen. Ich bin froh darüber und danke Dir, dass ich Dich auf diesem Weg begleiten durfte. Für mich war es das Mindeste, was ich tun konnte, nach all der schönen Zeit, die Du mir beschert hast.
Was bleibt, sind die Erinnerungen daran.

Ich vermisse Dich und werde Dich immer lieben.

Deine Maike